NIFA-Erfolgsgeschichte: Fachkraft trifft Fachbetrieb

Zahntechniker bei der ArbeitHerr K. ist 40 Jahre alt, als er in Deutschland ankommt, seine Ehefrau und die 4 Kinder kommen 1 Jahr später – ab diesem Zeitpunkt ist für ihn eine Planung der Zukunft möglich. Die Familie aus Syrien erhält dann subsidiären Schutz, der mit einer Aufenthaltserlaubnis zunächst für ein Jahr einhergeht und dann für je zwei Jahre verlängert werden kann.

In Syrien hatte Herr K. eine Ausbildung als Zahntechniker gemacht und ein eigenes Zahnlabor-Unternehmen mit 10 Mitarbeitenden geleitet. In diesem Bereich wollte er auch in Deutschland gerne wieder Fuß fassen. Der Spracherwerb ist für die berufliche Zukunft essentiell, häufig aber gerade für technik-begeisterte Menschen nicht einfach. Beim Verfassen von Lebenslauf und Anschreiben wurde Herr K. von Ehrenamtlichen unterstützt. Im Herbst 2015 informierte NIFA im Jobcenter Stuttgart über ein Brückenpraktikum für Geflüchtete. Herr K. konnte an einem solchen Praktikum einer Firma in der Automobilbranche teilnehmen. Zwar war die Automobilbranche nicht sein Fachgebiet, Technik jedoch seine Kompetenz. Dieser erste Kontakt zur Arbeitswelt in Deutschland beeindruckte ihn sehr: der strukturierte Arbeitsrhythmus und die Freundlichkeit der dortigen Arbeitnehmer und Vorgesetzten. Die Technik begeisterte ihn, trotz der völlig anderen Branche, konnte er sich dort mit seinem technischen Verständnis gut einbringen.

Zahntechnik-WerkzeugeNach dem abgeschlossenen Praktikum veröffentlichte NIFA sein Profil in der Job-Börse der Agentur für Arbeit. Die Firma Gugel Dentaltechnik in Stuttgart suchte damals bereits seit einiger Zeit nach Zahntechnikern. Auf verschiedenen Portalen hatten sie Stellen ausgeschrieben. Ohne Erfolg – es gab keine qualifizierten Bewerber*innen.  Der Geschäftsführer erzählt:

„Zu der Zeit habe ich dringend nach Fachpersonal gesucht. Habe überall mein Stellenangebot veröffentlicht, aber keine Bewerbungen oder Vorschläge der Agentur für Arbeit erhalten. So habe ich selbst das veröffentlichte Profil von Herrn K. in der Jobbörse gefunden und ich war bereit auch jemanden kennenzulernen, der nicht von hier war und nicht so gut Deutsch konnte. Wir haben zunächst in Teilzeit begonnen, da sein Sprachkurs noch vormittags ging. Die Fachkenntnisse waren da, das haben wir schnell wahrgenommen und das hat er uns gezeigt. Die Motivation war auch da, Herr K. hat Arbeitsaufträge schnell erfasst und durchgeführt. Fehlende fachspezifische Sprachkenntnisse konnten ihm unsere Mitarbeiter schnell beibringen. So konnten wir nach einiger Zeit den Arbeitsvertrag in Vollzeit ändern und auch das Einkommen anpassen. Dann stand auch einer Niederlassungserlaubnis nichts mehr im Wege.“

Über seine Anfänge in Deutschland und den Einstieg in den Arbeitsmarkt erinnert sich Herr K.:

„Die erste Zeit hat es mir sehr schwer gemacht. Alleine ohne Familie geht für mich nicht. Eine Sprache zu lernen ist für mich eine große Herausforderung. Die Bewerbung und den Lebenslauf konnte ich zu der Zeit nicht alleine machen. In meinem Arbeitsbereich war ich sicher, aber den Alltagsrhythmus für meine gesamte Familie damit in Einklang zu bringen, war zu Beginn eine große Herausforderung. Ich musste morgens durch die ganze Stadt. Meine Frau hat schnell viel dazu beigetragen, dass ich an meinem neuen Arbeitsplatz dann rechtzeitig angekommen bin. Unsere Kinder brauchten viel Unterstützung für Kindergarten und Schule. Die Kollegen an der Arbeit haben mir geholfen, sie haben mir die richtigen Wörter für meine Arbeit gesagt und auch motiviert, diese aufzuschreiben und zu nutzen. Ich konnte wiederum durch meine breit gefächerten Fachkenntnisse immer wieder die Kollegen unterstützen. Ich traue mir nun auch zu, weiter zu denken, mich einzubringen und mich auch weiter zu entwickeln.“

 

Aufgeschrieben wurde diese Geschichte von Visnja Radenic, NIFA-Mitarbeiterin, Jobcenter Stuttgart, die Herrn K. unterstützt und begleitet hat.
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