NIFA-Erfolgsgeschichte: Berufliche Perspektive im Pflegebereich

Wir beraten und begleiten Soraya seit 2017. Sie kommt ursprünglich aus Algerien und wurde dort zur Informatikerin ausgebildet, die Qualifikation wurde in Deutschland nicht anerkannt. Soraya hatte großes Interesse an einer Aus – oder Weiterbildung. Der erste Schritt war die Vermittlung in Deutschkurse, die sie erfolgreich bis zum C1 Level absolvierte. Neben der beruflichen Förderung nahm Soraya an unseren gruppenpädagogischen Angeboten teil: der Frauengruppe, an Ausflügen und einer Bildungsreise nach Berlin. Sie erfuhr dadurch Zusammenhalt mit anderen, gleichgesinnten Frauen und wurde in ihrem Vorhaben gestärkt, ein selbstständiges Leben in Deutschland zu führen. Dazu gehörten u.a. ein adäquater Wohnraum sowie eine berufliche Perspektive. Nachdem eine Unterkunft für sie gefunden war, in der sie in Ruhe leben und die Sprache lernen konnte, absolvierte sie ein Praktikum in der Altenpflege und fand Gefallen an dem Beruf. Durch die sehr gute Kooperation mit der Kolping Altenpflegehilfeschule Rottenburg ergab sich schnell die Möglichkeit für Soraya, sich dort vorzustellen, was dann in einem Ausbildungsverhältnis mündete.

Zum 01.04.2019 eröffnete die Kolping-Altenpflegeschule Rottenburg mit einer besonderen Ausbildung. Sie gibt Menschen mit noch ungenügenden Deutschkenntnissen die Chance, sich für einen Beruf mit guten Beschäftigungschancen und Bleiberechtsperspektive zu qualifizieren. Am 1.4.2020 begann bereits der 3. Kurs. Die Ausbildung in der Altenpflegehilfe befähigt die Auszubildenden, alte und pflegebedürftige Menschen professionell zu pflegen, die Vitalzeichen eines Menschen zu messen und zu beurteilen, Notfälle zu bewältigen, Arztanweisungen umzusetzen und den anvertrauten Menschen in der Lebensgestaltung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die Aufnahmevoraussetzungen sind: eine vertrauensvolle und verantwortungsbewusste Persönlichkeit, ein guter Lernwille, (Schulzeugnis ist nicht nötig), Sprachkenntnisse ab A2-Niveau, körperliche und psychische Eignung (ärztliches Attest) sowie ein polizeiliches Führungszeugnis.

Soraya ist froh, mit der Ausbildung eine berufliche Perspektive bekommen zu haben. Sie erzählt:

„Seit 1 April 2020 bin ich in der Kolping Schule in Rottenburg angemeldet, um eine Ausbildung als Altenpflegehelferin zu machen. Deshalb habe ich einen Arbeitsplatz in einem Altenheim gesucht und habe im Louise-Wetzel-Stift angefangen und ich möchte gern von meinem Alltag dort erzählen: Wir arbeiten mit Schichtdienst, weil die Bewohner des Heims ständig Pflege brauchen. Pflege bedeutet Hilfe beim Waschen, Duschen, Baden und auch Zahnpflege, beim Kämmen und Rasieren und auch Hilfe beim Toilettengang. Nahrung geben und Hilfe beim Essen, Hilfe beim Aufstehen und zu Bettgehen, umlagern und an und auskleiden, Treppensteigen… Unsere Arbeit erfordert viel Engagement und Verantwortung. Die Arbeit hat sehr schöne Seiten z.B wenn ich aus einem Zimmer rausgehe und das Gefühl habe, es geht dem Menschen besser und er fühlt sich wohl. Es ist der Umgang mit den Menschen, der es besonders macht. Aber was ich anstrengend finde ist, dass es viel zu tun gibt und wir dafür nur wenig Zeit haben.“

Auch die stellvertretende Schulleiterin Frau Schmid freut sich, dass sich Soraya für die Ausbildung im Pflegebereich entschieden hat:

„Frau Soraya Beldjebel ist sehr glücklich und stolz, dass sie seit April 2020 Auszubildende in der Altenpflegehilfe ist. Die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, den persönlichen Lebensunterhalt selbst zu finanzieren und die damit verbundene Integration und Bleibeperspektive in Deutschland, ist für viele Schüler eine große Chance. Das spiegelt sich bei Frau Beldjebel in Ihren schulischen als auch in den praktischen Leistungen wieder, sie ist eine hochmotivierte Auszubildende. Wir freuen uns, Frau Beldjebel mit dieser Ausbildungsform auf Ihrem Weg in eine erfolgreiche Integration zu unterstützen und zu begleiten.“

Auch wir wünschen Soraya für ihre weitere berufliche Zukunft alles Gute und freuen uns, dass wir ihre Geschichte hier veröffentlichen dürfen.

Aufgeschrieben wurde diese Geschichte von Dana Pietsch, NIFA-Mitarbeiterin, Asylzentrum Tübingen, die Soraya Beldjebel unterstützt und begleitet hat.