NIFA-Erfolgsgeschichte: Mühsamer Weg vom Schulabschluss in die Ausbildung

Anela* ist eine junge Frau, die aus Syrien stammt, sie ist heute 20 Jahre alt. In Syrien ist sie sechs Jahre in die Schule gegangen und hat einen Schulabschluss erworben, der dem Hauptschulabschluss entspricht. 2016 ist sie in Deutschland eingereist, sie war damals also 15 Jahre alt und lebt seit dem im Hohenlohekreis, einem ländlich strukturierten Landkreis im Norden Baden-Württembergs. Sie besucht zunächst eine Realschule und schließt diese 2019 mit der Mittleren Reife ab. Die ersten Erfahrungen mit der Arbeitswelt sammelt sie während eines einwöchigen Praktikums in einer Bäckerei.

2019 sucht sie Beratung bezogen auf ihre berufliche Zukunft und wendet sich an die Mitarbeiter*innen des Integrationsnetzwerks Hohenlohe-Main-Tauber (INW), von dem 2021 einige Teilprojekte in NIFA übergegangen sind. Diese führen neben intensiver Beratung u.a. eine Kompetenzerhebung durch, vermitteln sie in einen Erstorientierungskurs, wo sie sich z.B. mit Grundlagen des Bildungssystems und beruflicher Orientierung beschäftigt. In einem zweiwöchigen Praktikum in einem Kindergarten sucht sie weiter berufliche Perspektiven.

Sie entscheidet sich dafür, ihre formale Qualifizierung noch einmal zu verbessern und besucht 2019 – 2020 ein einjähriges Berufskolleg. Mit Beginn des Jahres 2020 wird sie in der Beratung vom Projekt NIFA (Teilprojekt IRIS) übernommen. Ihre nächsten Schritte sind auf der Basis der Beratung durch die Projektmitarbeiter*innen von IRIS, ein zweiwöchiges Praktikum in einer Arztpraxis und einen Sprachkurs (DeuFöV) auf B2 bei der Volkshochschule. Sie erweitert weiterhin ihren beruflichen Horizont und verbessert ihre sprachlichen Grundlagen.

Im März 2020 erstellt der Projektmitarbeiter Bewerbungsunterlagen mit der Teilnehmerin, und die Phase der Bewerbung beginnt. Zunächst schickt sie mehrere Bewerbungen für die Ausbildung als medizinische Fachangestellte, sie erhält aber Absagen. In mehreren weiteren Beratungsterminen im Mai 2020 arbeiten Anela und der Projektmitarbeiter weiter miteinander und entwickeln eine neue Strategie. Die Berufsvorstellungen der Teilnehmerin haben sich in diesem Prozess  verändert und geklärt. Gleichzeitig wurde verabredet, welche Kontakte verstärkt verfolgt werden sollten, um den Ausbildungswunsch zu realisieren. Anela sucht nun nach Ausbildungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen, genauer Berufe, die im Krankenhaus ausgeübt werden. Dazu werden Kontakte genutzt, die der Projektmitarbeiter zu einem Verantwortlichen in der Pflegeschule des Krankenhauses aufgebaut hat.

Motiviert bewirbt sie sich als technische Operationsassistentin und erstellt entsprechende Bewerbungsunterlagen. Aber wieder erfolgt eine enttäuschende Absage. Bei einem Telefonkontakt zwischen Projektmitarbeiter und dem Verantwortlichen im Krankenhaus schlägt dieser vor, die Bewerbung intern weiterzugeben, um jetzt eine Ausbildung zur Pflegefachfrau anzupeilen. Anela ist damit einverstanden. Im Juli 2020 absolviert sie ein Vorstellungsgespräch im Krankenhaus und erhält eine Zusage für die Ausbildung als Pflegefachkraft, die sie im September 2020 antritt.

An dieser Erfolgsgeschichte werden mehrere Komponenten deutlich, die zur erfolgreichen beruflichen Integration führen. Dazu zählen zum einen die sehr hohe Eigenmotivation der Teilnehmerin, ihre kontinuierliche Arbeit an einer Integrationsperspektive auch nach Absagen und Enttäuschungen. Zum anderen ist aber von zentraler Bedeutung, dass die Fachkräfte des Projektes als kontinuierliche Ansprechpartner*innen zur Verfügung standen, die auch bei Umwegen und Neuorientierung in schwierigen Phasen unterstützten. Dabei spielte nicht nur die Vermittlung von Informationen und Kontakten eine wichtige Rolle, sondern vor allem die stabile und vertrauensvolle Beziehung, die sich bei vielen Beratungskontakten über fast 2 Jahre entwickeln konnte.

 

Aufgeschrieben wurde diese Geschichte von Dr. Gebhard Stein, NIFA-Mitarbeiter, Iris e.V.
Die Teilnehmerin wurde durch Mitarbeitende von Iris begleitet und unterstützt.

*Auf Wunsch wurde der Name der Teilnehmerin verändert